A.
Geschichte der deutschen Stämme.
H3v.chr.bis T Tt^ypit
375 n.chr. A* Uiztjll.
113v.chr.bis 1) Kämpfe mit Rom.
16 n. Chr.
113—101 Erstes Auftreten deutscher Stämme: Cimbern- undteutonenkrieg.
58 Cäsar schlägt den Suebenfürsten Ariovist,1) der einen Teil Nord-Galliens deutscher Oberherrschaft unterworfen hat, in der Nähe von Beifort.
55. 53 Cäsar überschreitet zweimal den Rhein.
51 Cäsar zieht Deutsche in seinen Dienst, die im Kampfe gegen Vercingetorix die Entscheidung herbeiführen: von jetzt ab Deutsche zahlreich in römischen Diensten,
sowohl in Cäsars wie in Pompejus’ Heer.2)
12 v. Chr. bis Versuche der Römer, Deutschland zwischen Elbe und Donau 16 n. Chr. (einschliefslich Böhmens) zur römischen Provinz zu
machen.3)
12—9 n.chr. Drusus, Augustus’ Stiefsohn, befestigt Mogontiacum (Mainz), legt Vetera castra (Xanten) an, verbindet
den Unterrhein durch die Fossa Drusiana mit dem Zuydersee (Flevo lacus)4) und dringt auf seinen Zügen bis zur Saale, stirbt aber auf dem Rückzuge im Jahre 9 bei Mainz.5)
*) Der Name nicht mit Sicherheit erklärt, nach einigen = Hariovist, d. i. Heerweiser
(got. harjis = Heer). Vgl. Hariovalda (Tac. A. 2, 11) = Heerwalter.
'3) Vgl. zu 269 Anm. S. 9.
3) Es ist mehrfach, z. B. auch von Mommsen, behauptet worden, es sei dies im Aufträge des Augustus geschehen, insonderheit habe Varus ohne kaiserliche Instruktionen nicht in der Weise vorgehen können, wie er es that.
4) Der Zuydersee war ursprünglich ein Binnensee; erst im 13. Jh. wurde sein Nordufer durch eine Sturmflut verschlungen und die weite Mündung gebildet, die noch heute Flie heifst (aus Flevo entstanden).
*) Mommsen, E. G. 5, 271 glaubt, dafs die bei Tac. A. 2, 7 erwähnte vetus ara Druso sita, die zwischen Lippe u. Teutoburger Wald gelegen haben mufs, den Todesort des Drusus bezeichne. In Mainz, wo ihm ein tropaeum errichtet wurde wird der sog. Eichelstein fälschlich für sein Grabmal ausgegeben.
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22
Europa.
Palast) auf Pfahlrosten erbaut, dessen Verkehrsstraßen z. T. Kanäle,
dessen Droschken Goudelu siud. Mit dem 9 km entfernten Festlande
ist die Stadt durch eine Eisenbahn verbunden. Als Brückenstädte
am Po haben Piacenza ^piatschendsal und «Ferrara Bedeutung;
zwischen beiden schützt die in den Sümpfen am Mincio gelegene,
starke Festung Mantua (Andreas Hofer) einen dritten Übergang
über den Po. oulessandria am Tanaro ist als Kreuzungspunkt
wichtiger Straßen ebenfalls stark befestigt. An der alten viaaemilia
der Römer liegen °Parma, °Mobeita, früher die Hauptstädte der
gleichnamigen Herzogtümer, und die alte Universitätsstadt "Bologna
[bolönja], die durchzogen werden von der über Rimini und An-
cona am Adriatischen Meere bis zur S.o.-Spitze Italiens führenden
Eisenbahn. "Ravenna, ehemals Kriegshafen der römischen Kaiser,
liegt infolge der hier stattfindenden Anschwemmungen jetzt 8 km von
der Meeresküste entfernt. — Der kleine, unter italienischem Schutze
stehende Freistaat San Marino ist ein einziger Ort am Nordrande
des Toskanischen Appennin. Geschichtlich bekannt ist das Schloß
Canossa s. von Parma.
Die Küsten des Golfs von Genua, das alte Ligurien, ge-
wöhnlich Riviera (— Uferland) genannt, erfreuen sich im Schutze der
Gebirge des herrlichsten Klimas, das die Orte an der W.-Küste zu viel-
besuchten Kurorten für Brustkrauke macht. Am n.sten Punkte des
Meerbusens erhebt sich ""Genua (Genova) [bschenoua], wegen seiner
schönen Lage la superba genannt, einst mächtig zur See wie Venedig
und jetzt der wichtigste Handelshafen Italiens. (Heimat des Kolumbus.)
An der ö. Küste ist Spezia durch einen stark befestigten Kriegshasen
und s.ö. davon Carrara durch seine Marmorbrüche bemerkenswert.
In Mittel-Ztalien ist ""Florenz (Firenze — Blumenstadt)
durch seine Prachtbauten und Kunstschätze berühmt. °Pifa, das
Seeschiffe nicht mehr erreichen können, wird weit überflügelt von dein
s. gelegenen "Livorno.
An der Stelle des Tiber, bis wohin im Altertume kleinere
Seeschiffe gelangen konnten, liegt -j-Rom, mitten in der öden und
ungesunden Campagna. Rechts des Flusses steht die Peterskirche,
die größte Kirche auf Erden, der Vatikan, in dem der Papst
wohnt, und die Engelsburg; links der Onirinal, der Palast des
Königs. Zahlreiche Baudenkmäler des Altertums und große Kunst-
schätze alter und neuer Zeit schmücken die Stadt. Da die Tiber-
mündung versandet ist, ist das n. davon gelegene Civita Vecchia
stschiwita weffta] Hafenstadt Roms geworden.
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Rumänien,
31
hundert die europäischen Häfen des Mittelmeeres mit ihren Hinterländern
durch Eisenbahnen verbunden waren, und die Nordküste von Afrika in
Abhängigkeit von den Europäern geriet, erwachte der „Levantehandel"
<Levante ^ Morgenland) von neuem, bis mit der Eröffnung des Suez-
kanals 1869 das Mittelmeer wieder eins der verkehrsreichsten Meere wurde.
Die Durchstechung der Landenge von Suez ist schon im Altertum
wiederholt versucht, aber erst durch den Franzosen Lesseps wirklich durch-
geführt worden. Der für die größten Seeschiffe fahrbare Kanal hat eine
Länge von 160 Km und führt von Port Said am Mittelmeer nach Suez
am Roten Meer. Die Durchfahrt dauert ungefähr 16 Stunden.
Durch das Mittelländische Meer zieht vor allem die Straße von
Europa nach Ostasien und Australien, die nach diesen Richtungen auch
von deutschen Postdampfern regelmäßig befahren wird. Daher erklärt sich die
Wichtigkeit der von den Engländern besetzten und befestigten Punkte Gibraltar
und Malta, dessen Hafen La Valetta wie der von Gibraltar zu den besuchtesten
der Erde gehört. Auch die im ö.sten Teile des Mittelländischen Meeres ge-
legene, zu Kleinasien gehörige Insel Cypern haben aus diesem Grunde die
Engländer besetzt.
Unterseeische Telegraphenkabel verbinden Frankreich mit Algerien
und Gibraltar (über Malta) sowie Unteritalien mit Ägypten.
§7.
Rumänien.
Geographische Lage: Wird wie die Poebene durchschnitten von
45° N. Eisernes Tor 22° O., Donaumündung 30° O. (wie St. Petersburg).
130000 qkm (= V* D. R.), 6 Mill. E., auf 1 qkm 46 E.
N. von Bulgarien breitet sich die Walachische Tiefebene
aus, im N. begrenzt von den Transsilvanischen Alpen, denen ein
hügeliges Vorland vorgelagert ist. Von der Balkan-Halbinsel wird sie
durch die Donau getrennt. Zwischen dieser und dem Schwarzen
Meere liegt die ebenfalls hügelige Steppenlandschaft Dobrndscha,
die den Strom nach N. auszuweichen zwingt. Außerdem gehört
zum heutigen Königreich Rumänien die Moldau am Ost-Abhange
der Karpaten.
Dem Hauptflusse des Landes, der Donau, fließt aus Sieben-
bürgen der Alt (oder die Aluta) zu, der die Transsilvanischen Alpen
im Rotenturm-Paß durchbricht. An der Stelle, wo die Donau
zum letztenmal nach O. umbiegt, empfängt sie dicht bei einander
noch zwei Nebenflüsse, den Sereth und den Prath, die auf den
O.-Abhängen der Waldkarpaten entspringen. Vor ihrer Mündung
teilt sie sich in drei Arme, Kilia, Sulina und St. Georgs-Arm,
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Extrahierte Ortsnamen: Afrika Suez Suez Europa Ostasien Australien Malta La_Valetta Kleinasien Frankreich Algerien Malta Donaumündung Petersburg Bulgarien Donau Karpaten Donau Rotenturm-Paß Donau Kilia
54 Europa.
Gegenstände aus Eisen, Stahl und anderen Metallen, vornehmlich
Nähnadeln und Stahlfedern. ""Hüll am Humber ist ein wichtiger
Ausfuhrhafen nach den Häfen der Nord- und Ostsee, ""Newcastle
[njufäjsl] und "Sund erland verfrachten vor allem Steinkohlen
nach den um die Ostsee gelegenen Ländern.
2. Schottland. Da die gebirgigen Teile Schottlands sehr
dünn bevölkert sind, hat es nur so viel Einwohner wie London, die
zur Hälfte in der Niederung zwischen den Busen von Elyde und
Förth ansässig sind. Die schön gelegene Hauptstadt """Edinburg
ist wichtiger für Kunst und Wissenschaft als für Handel und Industrie.
Mit seiner Hafenstadt °Leuh [tiss] ist es jetzt völlig verwachsen.
Reiche Kohlenlager und darauf begründete Fabriken und Schiffs-
werften ließen an dem für große Seeschiffe fahrbar gemachten Flüß-
chen Elyde -^Glasgow zur zweitgrößten Stadt Großbritanniens an-
wachsen, 800 T. E. "Dundee [bönbi] und "A berdeen [äberdin]
besitzen viele Fabriken für Leinen und Jutewaren. Die gefährliche
Klippe Bell Rock ö. von Dundee trägt einen berühmten Leuchtturm.
Das n. Schottland hat nur unbedeutende Städte.
Auf den Orkney- und Shetland-Jnseln sowie auf den
Hebriden wird Fischfang und Handel mit Federn der hier in
großer Menge nistenden Vögel getrieben. Näher an der W.-Küste
Schottlands liegt das kleine Stassa (—Säuleninsel) mit der nur
von der See aus zugänglichen Fingalshöhle. (Figur 14.)
3. Irland, die „grüne Insel", hat nur an der O.-Küste durch
Handel und Industrie groß gewordene Städte. Hauptstadt und Sitz
des Vizekönigs ist """Dublin [döblin]; n. davon ist das ebenso
große """Belfast wegen der Nähe des Kohlenfeldes bei Glasgow
die wichtigste Fabrikstadt Irlands. — Die Mehrzahl der Bewohner
treibt Ackerbau und Viehzucht auf deu zum großen Teil den eng-
lischen Lords gehörigen, ausgedehnten Landgütern und lebt in den
dürftigsten Verhältnissen. Deshalb findet starke Auswanderung statt,
so daß die Volkszahl im Abnehmen begriffen ist.
England ist von zahlreichen natürlichen und künstlichen Wasser-
straßen durchzogen und ebenso von einem dichtmaschigen Netz von Eisen-
bahnen, die zum Teil großartige Brückenbauten nötig gemacht haben, wie
z. B. die Brücke über den Firth os Förth w. von Leith und die über den
Tay-^te^Busen bei Dundee, die, mehr als 3 Km lang, zu den längsten Brücken
der Erde gehören.
Für den Weltverkehr ist England überaus günstig gelegen: teilt man
die Erdoberfläche so in zwei Halbkugeln, daß die eine möglichst viel Land,
die andere möglichst viel Wasser enthält, so liegt England inmitten der
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Extrahierte Personennamen: Förth Leith
Extrahierte Ortsnamen: Europa Ostsee Schottland Schottlands London Elyde Großbritanniens Schottland Schottlands Irland Glasgow Irlands England England England
Die Nordsee.
55
ersteren. England ist deshalb der Ausgangspunkt vieler großer und
wichtiger Dampferlinien, die, soweit der Personenverkehr in Betracht
kommt, hauptsächlich von Southampton und Liverpool ausgehen. Da von
Fig. 14. Die Fingalshöhle auf Staffa.
allen Ländern Europas das sw.. Irland sich der Küste von Nordamerika
am meisten nähert, sind von der hier gelegenen kleinen Insel Valentia
aus die ersten 3000 km langen unterseeischen Telegraphenkabel
über Neufundland nach den Vereinigten Staaten von Nordamerika
gelegt.
§ 13.
Die Nordsee.
Geographische Lage: Nordgrenze 60° N. (wie Shetland-Jnseln),
Straße von Calais 51° N. Schottische O.-Küste 2° W. Dänische Küste 8° O.
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Extrahierte Personennamen: Fig Staffa
Extrahierte Ortsnamen: England Southampton Europas Irland Nordamerika Neufundland Nordamerika Schottische
Die Niederlande. 57
Zwischen Nordsee, Deutschland und Frankreich liegen in der geogr.
Breite von Norddeutschland die Niederlande, Belgien und Luxem-
bürg. Die elfteren gehören ihrer Bodenbildung nach ganz, Belgien
wenigstens in seinem n. Teile bis zur Sambre und Maas zum Nord-
deutschen Tieflande, das s. Belgien und Luxemburg werden vom
w.sten Teile des Rheinischen Schiefergebirges, den Ardennen, durch-
zogen. Die geradlinig verlaufende, mit Dünen besetzte Küste ist im
N. und im Gebiete der Rheinmündungen durch die andringenden Meeres-
wellen zertrümmert, aber in den West friesisch en Inseln und denen
des Rheindeltas noch erkennbar. S. von jenen Inseln greift die erst
im 13. Jahrhundert durch Einbruch des Meeres entstandene, flache
Südersee tief in das Land ein.
Die Niederlande werden von O. nach W. vom Rhein durch-
flössen, der bald nach dem Überschreiten der niederländischen Grenze
sich in zwei Hauptarme teilt. Der rechte entsendet die Jjssel [eifet]
in die Südersee, nimmt dann den Namen Lek (—Sumpf) an und
steht vor seiner Mündung auch mit dem linken Hauptarme des Rheins,
der Waal, in Verbindung. In letztere ergießt sich die Maas
(= Sumpf), die Belgien und die s. Niederlande in großem, nach
W. offenem Bogen durchfließt, nachdem sie links die Sambre
(= Sumpf) aufgenommen hat. S. der Rhein- und Maasmündung
ist das Land durch tiefeinschneidende Meeresarme in mehrere Inseln
aufgelöst, zwischen denen die Schelde als Oster- und Wester-Schelde
die Nordsee erreicht.
Der Boden der Niederlande besteht aus sandiger Geest, ansge-
dehnten Mooren und fruchtbaren Marschen, welche die Ufer der
Maas und der Rheinarme sowie das ganze Küstengebiet bedecken und
nicht nur an den Flüssen, sondern vielfach auch gegen das Meer,
da, wo die natürlichen Dünen nicht mehr vorhanden sind, durch
kostspielige Dammbauten, Deiche, geschützt werden müssen. Denn
mehr als l/4 der Niederlande liegt tiefer als der Spiegel der Nord-
see und wird nur durch die zahlreichen Deiche, die gitterartig das
Land durchziehen, vor Überflutung bewahrt. Da das Regenwasser
bei der tiefen Lage des Landes keinen natürlichen Abfluß hat, muß es
durch Windmühlen und Dampfmaschinen gehoben und durch Kanäle
abgeleitet werden, die gegen das Eindringen der Flut durch sich von
selbst öffnende und wiederschließende Tore oder Siele geschützt sind.
Die Niederlande und das w. Belgien haben seeländisches
Klima mit reichen Niederschlägen und viel Nebel. Im Innern
herrscht, je weiter von der Küste entfernt, desto mehr festländisches Klima.
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Die Niederlande. 59
an der Amstel) im Sw. der Südersee, wie Venedig auf Pfahlrosten
erbaut und von Grachten d. h. Kanälen durchzogen. Nach der N.-Spitze
von Holland führt der Nordholländische Kanal, der weit kürzere, auch für
große Seeschiffe fahrbare Nordsee-Kanal verbindet die Stadt nach W. mit
dem Meere. Amsterdam ist nicht nur die größte und reichste Handels-
stadt der Niederlande, sondern auch einer der wichtigsten Plätze des
Welthandels geworden, wo vor allem die reichen Kaffeeernten Javas
versteigert werden und viel Tabak eingeführt wird. Unübertroffen
sind seine meist in den Händen von Juden befindlichen Diamant-
schleifereien. S. des neuen Seehafens von Amsterdam, am Ausgange
des großen Kanals, liegen nicht weit vom Meere «Haarlem, das
noch heute durch die Zucht von Blumenzwiebeln berühmt ist, und die
alte Universitätsstadt «Leyden; weiter nach Sw. die schöne Residenz-
stadt **H«ag, zu der das jenseits der Dünen gelegene berühmte See-
bad Scheveningen gehört. ***Rotterdam am Lek, da, wo See-
und Flußschiffahrt sich berühren, ist neben Hamburg und Antwerpen
der größte Welthandelshafen des Festlandes. Petroleum, Zucker,
Baumwolle und Getreide sind hier die hauptsächlichsten Handelsgegen-
stände. Wie Amsterdam hat es große Schiffswerften, zu denen das
Holz aus Skandinavien und auch aus Deutschland den Rhein ab-
wärts herbeigeführt wird. Von hier aus wird auf der Wasserstraße
des Rheins die Ausfuhr nach dem Deutschen Reiche betrieben. Auf
einer Insel an der Wester-Schelde ist das befestigte Vlissingen er-
baut, das als Überfahrtsort nach London und als Handelshafen im
Wachsen begriffen ist.
In den ö. der Südersee gelegenen Landesteilen wird viel Vieh-
zucht getrieben. Hier tritt, wie in den binnenländischen Provinzen,
der Handel mehr zurück, doch herrscht in den meist nur kleineren
Städten reger Gewerbfleiß, so in der alten Universitätsstadt «Utrecht
s. der Südersee. In dem an der Maas zwischen Belgien und der
Rheinprovinz eingekeilten S.-Teile, der an das belgisch-preußische
Kohlenfeld heranreicht, liegt das stark befestigte, betriebsame Maastricht.
2. Das Königreich Belgien, 29500 qkm, nicht ganz so groß
wie Pommern, ist mit 7 Mill. meist katholischen Bewohnern das dichtest
bevölkerte Land Europas. In der n. Hälfte wohnen die den Nieder-
deutschen verwandten Vlämen oder Fläminger, im S. die französisch
sprechenden Wallonen. Den Ackerbau, der nur V4 der Bewohner
beschäftigt, übertrifft die Fabriktätigkeit des Landes, weshalb auch
mehr als 3/4 der Bewohner in den Städten wohnen. Außer Stein-
kohlen nach Frankreich liefert Belgien vor allem Spitzen, Glaswaren
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Extrahierte Ortsnamen: Niederlande Venedig Holland Amsterdam Niederlande Javas Amsterdam Scheveningen Hamburg Amsterdam Skandinavien Deutschland Rhein Rheins Wester-Schelde London Belgien Rheinprovinz Maastricht Belgien Pommern Europas Frankreich Belgien
60 Europa,
und Waffen. Zu der seit alters hier heimischen Leinen- und Woll-
weberei ist in neuer Zeit die Verarbeitung der Baumwolle ge-
treten, und die günstige Lage Belgiens läßt den Handel seiner Hinter-
länder seinen Weg teilweise durch dies Land nehmen, woraus z. T. die
Bedeutung Antwerpens beruht. Da aber die Scheldemündung nieder-
ländisch geblieben, und die belgische Küste ohne natürliche Häfen ist,
tritt die Schiffahrt zurück, und den Seeverkehr vermitteln meist Schiffe
fremder Völker. Doch hat Belgien in neuester Zeit Kolonialbesitz er-
worben, insofern der Kongostaat unter Hoheit des Königs der
Belgier steht.
In der Mitte des Landes liegt am Schnittpunkte der wichtigsten
Straßen das glänzende, durch Spitzenfabrikation berühmte -j-Brüssel.
In der s. davon gelegenen Ebene sind oft entscheidende Schlachten ge-
schlagen worden, z. B. bei la Belle Alliance 1815. "Antwerpen
(= an der Werft) an der Schelde, die größte Handels- und Hafenstadt
Belgiens, treibt ausgedehnten Handel mit Getreide, Kaffee und Kolonial-
waren und ist zugleich eine starke Festung. Die durch altertümliche
Bauwerke an den Glanz früherer Zeiten erinnernden Städte *Gent
an der oberen Schelde und «Brügge sind zwar durch Kanäle mit
dem Meere verbunden, aber nur für kleinere Schiffe erreichbar. In
beiden Städten herrscht reger Gewerdfleiß, in Gent auch viel Kunst-
und Handelsgärtnerei. Osten de, der einzige Hafen Belgiens ander
offenen See, ist Seebad und Überfahrtsort nach England. Das durch
Herstellung von Waffen berühmte *Lüttich an der Maas und Namur
am Zusammenfluß von Sambre und Maas sind die Mittelpunkte des
Bergbaus und der Eisenindustrie. Von Namur zieht sich über Möns
oder Bergen bis nach der französischen Grenze ein überaus dicht be-
völkerter Landstrich, in dem sich Steinkohlengruben und Eisenwerke eng
aneinander reihen. Die Landschaft Limburg, n. von Lüttich, ist durch
Rinderzucht und Küsebereitung ausgezeichnet. Rechts der Sambre und
Maas hört die Fabriktätigkeit mehr und mehr auf, und damit nimmt
auch die Dichtigkeit der Bevölkerung ab.
3. Das Großherzogtum Luxemburg, so groß wie das Herzog-
tum Sachsen-Meiningen, hat 240 T. deutsche E., aber die Amts-
spräche ist die französische. Das jetzt wieder selbständige Land ist wie
Belgien für neutral erklärt. Neben Landwirtschaft, Wein- und Obst-
bau wird im S. Eisenbergbau betrieben. Hauptstadt ist das früher
stark befestigte Luxemburg.
Die Niederlande besitzen viele natürliche und künstliche Wasser-
straßen, auf denen sich fast der ganze Frachtverkehr bewegt; auch das n.w.
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Extrahierte Personennamen: Maas Maas
Extrahierte Ortsnamen: Europa Belgiens Belgien Belgiens Gent Belgiens England Namur Namur Limburg Luxemburg Belgien Luxemburg Niederlande
68
Europa.
liegt «Montpellier, eine altberühmte Hochschule für Medizin. Lette,
das viel Wein ausführt, ist durch den Kanal du midi verbunden mit
"Toulouse an der Garonne, der ehemaligen Hauptstadt des West-
gotenreichs.
4. Das s.w. Frankreich. In den w. Pyrenäen gibt es zahl-
reiche, vielbesuchte Badeorte, wie Biarritz. Den Übergang über den
Adour, deu einzigen Fluß, der die Dünenkette der Küste durchbricht,
sichert die Festung Bayonne; nach ihr sind die Bayonette benannt.
Auf deu öden Heideflächen der „Landes" hinter den Dünen werden
die Schafe von den auf hohen Stelzen einherschreitenden Hirten ge-
weidet. Seit Anfang des 19. Jahrhunderts sind große Flächen mit
Meerfichten bepflanzt worden, die viel Harz liefern. An der unteren
Garonne, besonders auf der Halbinsel Medoc zwischen der Gironde
und dem Meere wächst viel Wein, der von "Bordeaux verfrachtet
wird. Diese Stadt, bis zu der mit der Flut Seeschiffe gelangen, ist
der drittgrößte Handelshafen Frankreichs. S. von der Mündung der
Loire breiten sich die fruchtbaren und wohlangebauten Niederungen
der Vendöe aus.
5. Das innere Frankreich. Das waldarme Hochland der
Auvergne dient hauptsächlich der Viehzucht und vermag seine Be-
wohner nicht zu ernähren, die deshalb vielfach nach den großen
Städten auswandern, wo sie wegen ihres Fleißes und ihrer Treue
gern gesehen sind. Der bedeutendste Ort ist «Clermont; hier wurde
1095 auf der Kirchenversammlung der erste Kreuzzug beschlossen. In der
n.w. sich anschließenden, durch große Schlachten (732) berühmten Ebene
liegen Poitiers und n. davon an der Loire «Tours, an der Straße,
die vom W.-Ende der Pyrenäen nach Paris führt. Noch wichtiger
ist als Brückenstadt «Orleans am n.sten Punkte der Loire, von wo
reiche Gartenlandschaften den Fluß abwärts begleiten.
6. Zu Frankreich gehört die fast ganz von Italienern be-
wohnte Insel Corsica, die in den Niederungen üppigsten Pflanzen-
wuchs hat, aber im Innern noch wenig angebaut ist. Unter seinen
Bewohnern ist die Blutrache noch nicht ganz unterdrückt. In
Ajaccio [ajätfcfjo] wurde Napoleon I. geboren; bedeutender ist das
gewerbfleißige Bastia.
Durch seine Lage an zwei Meeren ist Frankreich aus den Verkehr mit
Afrika und Vorderasien sowohl wie auch mit Amerika unmittelbar hin-
gewiesen. Die Ausgangspunkte der wichtigsten Dampferlinien sind
Marseille und Le Havre. Alle großen Eisenbahnstraßen lausen in Paris
zusammen, worin die übergroße Bedeutung der Hauptstadt für das ganze
TM Hauptwörter (50): [T38: [Boden Wald Land Wiese Wasser Berg Fluß Feld See Dorf], T6: [Insel Stadt Meer Hafen Handel Hauptstadt Land Küste Einw. Halbinsel], T32: [Vgl Stadt Aufl Frankreich fig Maas Sch. Einw. Vergl Festung]]
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Extrahierte Ortsnamen: Europa Lette Frankreich Biarritz Bayonne Medoc Frankreichs Frankreich Poitiers Paris Frankreich Ajaccio Frankreich Afrika Amerika Marseille Paris
Die Alpen,
73
Nicht nur im Gebiet des ewigen Schnees, sondern auch an
steilen Abhängen, wo im Winter reichliche Schneemassen vorhanden
sind, entstehen die Lawinen, die als Grund- und noch mehr als
Staublawinen oft große Verheerungen anrichten. Gefährlicher fast
sind die Muren, d. h. die infolge von Gewittern im Hochgebirge oder
plötzlich eintretender Schneeschmelze erfolgenden Ausbrüche von Wild-
bächen, und vor allem die Bergstürze.
Auf den Alpen lebt bis in die höchsten Höhen die Gemse,
zwischen Montblanc und Mte. Rosa und in Graubüuden auch der
Steinbock. Der Bär kommt nur noch vereinzelt vor. Der Stein-
adler und der größte Raubvogel der alteu Welt, der Lämmergeier,
bauen ihren Horst ans hohen Bäumen und unzugänglichen Felsvor-
Sprüngen.
Die ältesten Bewoliner der Alpen waren Kelten und Rhäter,
von denen sich Reste noch in einigen Tälern Graubündens und Süd-
tirols erhalten haben. Auf die Unterwerfung des Alpengebietes durch
die Römer folgte später die Besiedelung von N. aus durch Deutsche,
von So. durch Slaven. Von W. sind Franzosen, von S.
Italiener eingedrungen. Über das ganze Alpengebiet verbreitet ist
das sog. Schweizerhaus, ein Holzbau, dessen nur wenig schräges
Dach über die das Haus umgebenden Galerien hervorragt. In den
niederen Gegenden sind Ackerbau und Viehzucht, höher hinauf
Viehzucht allein die Hauptbeschäftigung der Bewohner. An Boden-
schätzen sind die Alpen arm, doch liefern die Salzburger Alpen und
das Salzkammergut Salz, die Eisenerzer und Steierischen Alpen
Eisen, die Karnischen Alpen Blei, worauf der rege Gewerbfleiß dieser
Gegenden beruht. Auch in der Schweiz hat sich trotz des Fehlens
der Steinkohlen bedeutende Fabriktätigkeit, Baumwoll- und Seiden-
weberei, entwickelt.
Der Verkehr über das Gebirge ist sehr lebhaft; außer zahl-
reichen Fahrstraßen führen vier (demnächst fünf) Eisenbahnlinien
über die Alpen nach Italien: aus Frankreich (Mt. Cenis, Tunnel
12,2 km), aus Deutschland durch die Schweiz (St. Gotthard, Tunnel
15 km), oder durch Tirol (Brenner) und aus Österreich (Semmering);
die im Bau befindliche Eisenbahn durch den 19,8 km langen Sim-
plon-Tnnnel wird die kürzeste Verbindung zwischen England und
Brindisi bilden.
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Extrahierte Personennamen: Horst W. Gotthard
Extrahierte Ortsnamen: Graubüuden Schweiz Italien Frankreich Deutschland Schweiz England Brindisi